Freie Träger fürchten Chaos bei der Kinderbetreuun

Finanzierung der Horte noch nicht geklärt

Finanzierung der Horte noch nicht geklärt - Eltern sind verunsichert

von Tobias Miller

Burkhard Hiller muss derzeit immer wieder Mütter und Väter enttäuschen. Wenn bei ihm in diesen Tagen Eltern anklopfen und wissen wollen, ob der Kreuzberger Schülerladen "Krümelmonster" nächstes Jahr Erstklässler aufnimmt, weist er sie ab. "Wir sagen ihnen, dass sie sich besser anderswo umsehen sollen", sagt der Erzieher. Denn es ist völlig unklar, ob die Kreuzberger Elterninitiative, die den Schülerladen trägt, sich den Weiterbetrieb überhaupt noch leisten kann. Das gilt nach seinen Worten auch für die 26 Kinder, die bereits in dem Schülerladen betreut werden.
Alle freien Träger betroffen
Diese Unsicherheit trifft im Moment alle freien Hortträger und tausende Eltern angehender Grundschüler - vor allem im Westen der Stadt, wo von den 27 000 Hortplätzen rund 10 000 von Privaten angeboten werden. Die Eltern müssen zwar Anfang November ihre Kinder in der Grundschule anmelden. Wo und vor allem von wem ihre Kinder nächstes Jahr betreut werden, ist in vielen Fällen nicht geklärt. Nach dem neuen Schulgesetz übernehmen die Schulen vom 1. August 2005 an den Betrieb der Horte. Damit das derzeitige Angebot gehalten werden kann, sei man auf die freien Träger angewiesen, hieß es am Montag erneut in der Senatsbildungsverwaltung. Aber der Senat hat immer noch nicht festgelegt, wie die Privaten künftig bei der Betreuung der Grundschulkinder beteiligt werden.
Dabei hatte Bildungssenator Klaus Böger (SPD) versprochen, zum 1. Oktober die so genannte Rahmenvereinbarung vorzulegen. Sie ist die Grundlage für die künftige Zusammenarbeit zwischen Schulen und freien Trägern. Der Termin wurde auf den 31. Oktober verschoben. Die Bildungsverwaltung war bis heute nicht in der Lage, den Entwurf fertigzustellen. Die Gründe sind ein wenig unklar. Offenbar fällt es schwer, die Reform so hinzubekommen, dass sie nicht zusätzliche Kosten verursacht.
Die Verzögerung führt zu großen Problemen, warnen Gewerkschaft, Elternvertreter und der Dachverband der Kinder- und Schülerläden in einer gemeinsamen Erklärung. Sie fürchten eine finanzielle und qualitative Verschlechterung. So werde etwa der Personalzuschlag für Kita-Leitungen oder für die Arbeit mit behinderten Kindern nicht in den Personalschlüssel künftiger Schulhorte übernommen. "Das führt dazu, dass am Ende rund 700 Stellen in den Horten fehlen", sagte Klaus Schroeder von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. "Es gibt noch eine Reihe offener Fragen", sagte Rita Hermanns, Sprecherin der Bildungsverwaltung. An dem Fahrplan werde man aber festhalten. "Probleme lösen sich nicht durch Liegenlassen."
Unklar bleibt, wer betreut
In den nächsten Wochen werden die neuen Erstklässler in den Schulen angemeldet. Dort werden die Eltern auch ihren Antrag auf Betreuung abgeben. "Wenn das Jugendamt einen Bedarf feststellt, wird es auch einen Hortplatz geben", sagte die Sprecherin der Bildungsverwaltung. Wer ihn aber anbietet, das wird erst danach geklärt. "Wir haben noch elf Monate Zeit."

Berliner Zeitung, 5.10.04


Im neuen Schulgesetz wurde festgelegt, dass vom 1. August 2005 an die Horte von den Kindertagesstätten an die Schulen verlagert werden. In den Horten werden die Kinder der ersten bis vierten Klasse nach dem Unterricht betreut.
Insgesamt gibt es rund 32 000 Kita-Hortplätze in Berlin, etwa 12 000 davon bei freien Trägern.
Die freien Träger sollen an dem neuen System beteiligt werden. Allerdings sind die Rahmenbedingungen noch immer offen.
Das Problem ist die Finanzierung. Denn die bezahlte Betreuungszeit wird künftig kürzer. Vom Schuljahr 2005/2006 an werden die Kinder von 7.30 bis 13.30 Uhr kostenfrei an der Schule betreut.
Die Betreuung soll in Module geteilt werden: Frühbetreuung vor der Schule, Nachmittagsbetreuung in der Zeit von 13.30 bis 16 Uhr und die Spätbetreuung von 16 bis 18 Uhr. Dafür wird es auch verschiedene Preise geben. Die stehen aber auch noch nicht fest. Bislang heißt es in der Bildungsverwaltung nur, dass es nicht teurer werden soll als bisher.

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