Brief Stackelberg, Kleine Beeren

Sehr geehrte Frau Klebba,

wir protestieren gegen die Pläne, dezentrale Schülerläden in Kreuzberg zu schließen und Kinder mit Betreuungsbedarf alleinig in Hort-Einrichungen an den betroffenen Schulen zu versorgen.

Wir haben einen 6-jährigen Sohn und eine 3-jährige Tochter. Unser Sohn besucht die Clara-Grunewald-Schule in Kreuzberg und wird nachmittags im Schülerladen "Kleine Beeren" in der Großbeerenstrasse betreut. Unser Sohn ist hoch zufrieden mit dieser Betreuung. In dem Schülerladen wird eine überschaubare Anzahl von Kindern betreut. Es kann individuelle Hausaugabenhilfe geleistet werden und es ist Zeit und Raum für gemeinsames Spiel und Sport vorhanden. Es herrscht dort eine vertrauliche Atmosphäre.

Die Clara-Grunewald-Schule ist als offene Ganztagsschule vorgesehen. Die nachmittägliche Betreuung soll als Hortbetreuung für alle Kinder mit Betreuungsbedarf dieser und einer Nachbarschule erfolgen. Dabei sollen lediglich bereits vorhandene Strukturen genutzt werden, es werden nur sehr begrenzte Mittel zur Verfügung gestellt. Es ist jetzt schon abzusehen, dass eine Versorgung einer derart großen Anzahl von Kindern in dem Hort nur durch eine Abfertigung der Kinder beim Mittagessen in mehreren Schichten möglich ist. Eine adäquate Schularbeitenhilfe und eine dafür nötige ruhig Umgebung sind bei der zu bewältigenden Masse an Schülern nicht vorstellbar.

Wir müssen befürchten, dass sich die Qualität der Betreuung unseres Sohnes und in Zukunft unserer Tochter dramatisch verschlechtern wird.

Hier sollen kleine gewachsene gut etablierte und funktionstüchtige Einrichtungen zu Gunsten von großen Massenbetrieben zerstört werden. Ein überzeugendes Argument für dieses Vorgehen haben wir noch nicht vernommen. Erfahrungsgemäß wirtschaften dezentrale kleine Einrichtungen mit persönlichem Engagement der Mitarbeiter günstiger als große Einrichtungen mit Angestellten-Mentalität der Mitarbeiter.

Diese Maßnahme führt zu einer eindeutigen Verschlechterung der Ausbildung unserer Kinder. Dies ist für uns nicht akzeptabel und schädlich für die Zukunft von Berlin und Deutschland. Eine Reaktion auf die peinlichen Ergebnisse der Pisa-Studie darf nur die Verbesserung der Ausbildung unserer Kinder sein.

Wir fordern Sie auf, die Schülerläden weiter bestehen zu lassen und ausreichende Mittel zur Verfügung zu stellen, um in den vorgesehenen Schulen eine angemessene und kindgerechte Hortbetreuung zu etablieren. Wir plädieren für eine Vielfältigkeit der Betreuungsangebote.

Mit freundlichen Grüßen,

Ludmila von Stackelberg, Arend von Stackelberg

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