Informationen über Hortkonzept

Anfang November hat der DaKS diesen Brief an die Eltern und Erzieher/innen der Berliner Schülerläden mit Informationenen zum Hortkonzept des Senats geschrieben.

Liebe Eltern und Erzieher/innen der Berliner Schülerläden,

seit einigen Wochen liegt das lange angekündigte Konzept des Senats zur Zukunft der Horte unter dem Titel "Gesamtkonzept für die Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern" schriftlich vor.

In diesem Konzept sieht die Senatsbildungsverwaltung den zwangsweisen Abschied aller freien Träger aus dem Hortbereich und damit das Ende aller Schülerläden zum 1.8.2005 vor.

Die Hortbetreuung soll an die Schulen wandern und gänzlich in Regie und mit Personal der öffentlichen Hand erfolgen. Für diese Pläne gibt es mehrere Beweggründe:
- Als Bestandteil der Grundschulreform soll in ganz Berlin die Verlässliche Halbtagsgrundschule (VHG) eingeführt werden. D.h. zukünftig werden in den Grundschulen alle Kinder von 7.30 bis 12.30 Uhr (1. bis 3.Klasse) bzw. von 7.30 bis 13.30 Uhr (4. bis 6. Klasse) verlässlich betreut. Dazu müssen Erzieher/innen in den Schulen tätig werden und das kostet Geld. Dieses soll von den Horten kommen, deren Finanzierung ein weiteres mal gekürzt würde (um ca. 30%). Gerechtfertigt wird das mit dem Hinweis darauf, dass die Hortbetreuung dann ja auch später als jetzt einsetzen würde.
In Diskussionen mit dem Senat haben wir immer wieder darauf hingewiesen, dass ein mit einem Personalschlüssel von etwa 1:30 finanzierter Hort nicht vernünftig zu betreiben ist. Dieses Argument wird jetzt anerkannt, aber gleichzeitig gegen uns verwendet, indem man sagt: Wenn Ihr das mit dem Schlüssel nicht könnt, dann machen wir es eben komplett alleine.
- An dieser Stelle kommt die Rolle des Senats als Dienstherr vieler Erzieher/innen ins Spiel. Diese möchte er gerne mitsamt seinen Kitas loswerden, hat aber Schwierigkeiten, zumal er ihnen jetzt einen Kündigungsschutz bis 2009 zugesagt hat. Da lag es für den Senat nahe, diese Erzieher/innen im Schulhort unterzubringen.
- Mit der Verlagerung der Hortplätze in die Schulen hofft der Senat zudem einige besonders baufällige kommunale Kitas schließen zu können und so Renovierungskosten zu sparen.
Die freien Träger, die jetzt in der Hortbetreuung tätig sind (also auch die Schülerläden), sollen sich in den Kindergartenbereich umorientieren und so ihre Arbeitsplätze sichern. Die dafür notwendigen zusätzlichen Kitakinder sollen durch die Abschaffung der Vorklassen und einen befristeten Aufnahmestopp bei den kommunalen Kitas "bereitgestellt" werden.
Soweit in aller Kürze das Konzept des Senats, das vollständig unter www.schuelerlaeden.de heruntergeladen werden kann.

Das Ganze ist ein am grünen Tisch erdachtes Grundsatzpapier, das neben einigen pädagogischen vor allem personalwirtschaftliche Hintergründe hat. Seit Bekanntwerden des Konzepts gibt es eine sehr kritische Diskussion darüber, bisher v.a. in der Fachöffentlichkeit.
Obwohl das Konzept dem eigentlichen Auftraggeber, dem Abgeordnetenhaus, offiziell noch gar nicht vorliegt, hat die Senatsbildungsverwaltung von sich aus schon wesentliche Teile wieder infrage gestellt. Dabei wird deutlich, dass die vollständige Übernahme der Hortbetreuung durch die Stadt wohl nicht stattfinden wird. U.a. hat es eine Presseerklärung des Bildungsstaatssekretärs Härtel gegeben, in der dieser sich ausdrücklich zu einer weiteren Tätigkeit freier Träger im Hortbereich bekennt. Mittlerweile wird in einigen Gremien nicht mehr darüber diskutiert, ob, sondern nur noch wie freie Träger auch zukünftig Hortbetreuung anbieten können. Dabei ist sogar das Bollwerk Verlässliche Halbtagsgrundschule (VHG), in dem die Tätigkeit von freien Trägern ganz und gar undenkbar schien, weil die VHG Bestandteil der allgemeinen Schulpflicht wird, ins Wanken geraten. Auch erscheint der Stichtag 1.8.2005 inzwischen mehr als Datum eines Übergangs finanzieller Zuständigkeiten vom Landesjugendamt auf die Schulverwaltung und weniger als Stichtag eines allgemeinen Umzugs der Horte in die Schulen.

Trotz aller jetzt gemachten Einschränkungen, das Papier ist in der Welt und entfaltet schon seine Wirkung. Einige Bezirke versuchen die Personalverlagerung in den Schulbereich vorzuziehen und stiften enorme Verwirrung. An den Schulen herrscht teilweise Chaos und es gibt sehr widersprüchliche Informationen. Eltern und Erzieher/innen in Schülerläden wissen nicht, ob es ihren Laden in zwei Jahren noch geben wird.

Was könnt Ihr in den Schülerläden jetzt tun?
Zur Zeit gilt es vor allem Informationen zu sammeln. Haben sich Eure Schulen um den Status als Ganztagsschule beworben? Wollen Eure Schulen offene oder gebundene Ganztagsschule werden? Wie stehen die Aussichten dafür, diesen Status auch zu bekommen (es gibt sehr viel mehr Bewerbungen, als es später gebundene Ganztagsschulen geben wird)? Will die Schule weiterhin mit freien Trägern zusammenarbeiten? ...
Ihr selbst müsst Euch darüber klar werden, ob Ihr weiterhin als Schülerladen arbeiten wollt oder Euch in den Kindergartenbereich umorientieren wollt. Das letztere ist sicherlich der einfachere Weg, wobei Ihr unbedingt beachten müsst, ob es in Eurer Gegend Bedarf für einen neuen Kinderladen gibt. Alle diejenigen, die im Hortbereich weiterarbeiten wollen, müssen sich darauf einstellen, dass es eine längere Phase des unsicheren Übergangs und einer unklaren Zielperspektive geben wird. Wir haben die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben, dass es auch zukünftig Elterninitiativen im Hortbereich geben wird. Deren konkrete Arbeitsbedingungen sind jedoch noch vollkommen unklar.
Die Initiativen, die sich weiterhin im Schülerbereich tummeln wollen, sollten zudem zusehen, einen Fuß in die Gremien ihrer Schule zu bekommen.

Unsere Aufgabe als DaKS wird es sein, mit der Senatsverwaltung in Verhandlungen über die zukünftigen Rahmenbedingungen zu treten. Dabei müssen dann die Standards und die Finanzierung festgeschrieben werden. Dies werden wir natürlich forcieren, um so schnell wie möglich wenigstens ein bisschen Planbarkeit zu ermöglichen.

Soweit der aktuelle Stand der Dinge. Egal wie Ihr Euch entscheidet - es kommen einschneidende Veränderungen auf Euch zu. Auch wenn es ein wohlfeiler Ratschlag ist: Bitte versucht Eure Überlegungen in Ruhe anzustellen und hinterfragt alle Informationen und Gerüchte, die Euch in nächster Zeit so erreichen werden. Bei Fragen könnt Ihr uns natürlich gerne anrufen.

Bitte nutzt auch die Informationsveranstaltung des DaKS zum neuen Hortkonzept am 20. November, 19 Uhr in der Alte Feuerwache, Axel-Springer-Str. 40/41 in Berlin-Kreuzberg, zu der wir Euch hiermit herzlich einladen. Einen Aushang für diesen Abend findet Ihr anbei.

Viele Grüße

Norbert Bender, Roland Kern
(Mitgliedervertretung)

Berlin, den 3.11.03

Druckbare Version