Was sind Schülerläden?

Was sind Schülerläden ?

Schülerläden sind kleine selbstverwaltete Horte, in denen Grundschulkinder nach - und in einigen Fällen auch vor - der Schule betreut werden. Im Durchschnitt werden pro Schülerladen 20 Kinder betreut. Schülerläden sind in der Regel zwischen 10 und 17 Uhr - in den Ferien zumeist ganztägig - geöffnet.

Wieviel Schülerläden gibt es in Berlin ?
In Berlin gibt es ca. 250 Schülerläden mit insgesamt ca. 4.500 Plätzen (inkl. gemischte Kinder- und Schülerläden). Die größte Schülerladendichte weisen die westlichen Innenstadtbezirke Kreuzberg, Schöneberg, Charlottenburg und Wilmersdorf auf - wo die Schülerläden bis zu 37 % der Kitahortplätze, bzw. 25% aller Hortplätze stellen (Kreuzberg). Da es in diesen Bezirken nur wenige Ganztagsschulen gibt, erfüllen die Schülerläden dort einen besonders wichtigen Beitrag zur Hortbetreuung.

Was heißt selbstverwaltet ?
Selbstverwaltet heißt zunächst einmal, dass die Schülerläden von kleinen gemeinnützigen Vereinen getragen werden, in denen sich die Eltern und oftmals auch die ErzieherInnen zusammengeschlossen haben. Diese Vereine organisieren die Arbeit des Schülerladens und rechnen die Betreuungsleistung gegenüber dem Senat ab.
Welche Aufgaben Eltern und ErzieherInnen in Eigenregie erledigen, ist von Laden zu Laden verschieden. In der Regel werden Verwaltung und Instandhaltung ehrenamtlich erledigt. Für die Bereiche Kochen, Putzen, Krankheitsvertretung existieren beinahe so viele Modelle, wie es Schülerläden gibt.

Was ist das Besondere an Schülerläden ?
Eben genau diese selbstverwaltete und kleinteilige Struktur unserer Läden. Das ermöglicht allen Beteiligten eine größere Teilhabe.
Kinder finden eine für sie überschaubare und von ihren Bedürfnissen zu beeinflussende Hortgröße vor. Die Mitbestimmung der Kinder im Schülerladen und ihre Wahrnehmung als eigenständige, ernstzunehmende Individuen hat eine bis in die Anfänge der Kinder-/Schülerladenbewegung zurückreichende Tradition.
Erzieher/innen und Eltern sind im Schülerladen nicht Rädchen bzw. Störfaktor im Großbetrieb "Betreuungseinrichtung", sondern die für den Gang der Dinge Verantwortlichen. Dies ermöglicht uns einen gleichberechtigten Umgang miteinander, eröffnet Erzieher/innen die Chance selbstbestimmten Arbeitens und gibt Eltern die Gewissheit, mit ihren Vorstellungen ebenfalls ernst genommen zu werden.
Zudem haben Schülerläden gegenüber großen Horten einen betriebswirtschaftlichen Nachteil, der in einen pädagogischen Vorteil mündet. Durch unsere geringe Anzahl von Kindern kommen wir mit den offiziell vergesehenen Erzieher/innenstellen gar nicht hin. Schon mit der bis 2003 gültigen Relation (1 volle Stelle auf 16 Kinder) ließ sich ein Laden nicht betreiben, denn 2 Erzieher/innen müssen nun mal sein. Deshalb sind wir gezwungen, mehr pädagogisches Personal einzustellen als unbedingt vorgeschrieben (und in Großeinrichtungen üblich). Mit dem neuen Schlüssel von 1:22 hat sich diese Schere noch vergrößert.
All dies funktioniert nur mit einem über das Übliche erheblich hinausgehende Engagement aller Beteiligten. Dies ist aber nur innerhalb unserer überschaubaren Struktur zu haben.
Mit dieser organisatorischen Besonderheit geht auch ein spezielles pädagogisches Profil einher. Zwar ist es schwierig bis unmöglich, die Arbeit der Schülerläden unter ein einheitliches pädagogisches Schlagwort zu fassen - zumal Vielfältigkeit eine der Qualitäten der Schülerladenszene ist -, aber gemeinsam ist uns doch eine irgendwie reformpädagogische Orientierung, die von der Eigenständigkeit, Individualität und Kreativität unserer Kinder ausgeht und sich davon anstecken lassen will.

Wie finanzieren sich die Schülerläden ?
Von den angenommenen Kosten eines Schülerladenplatzes (derzeit 389 € im Monat), erhalten die Schülerläden 78 % als Zuschuss aus dem Landeshaushalt, sowie 13 % aus der gesetzlichen Kitakostenbeteiligung der Eltern. Die verbleibenden 9 % sind der sogenannte Eigenanteil, der durch die beschriebene ehrenamtliche Arbeit, eine aufgrund der überschaubaren Struktur günstigere Kostenstruktur v.a. im Verwaltungsbereich und Spenden aller Art erbracht werden muß.

Welche Folgen hat die Hortverlagerung für die Schülerläden ?
Wenn sich in der nun zumindest offiziell beabsichtigten Kooperation freier Träger mit Schulen bei der Hortbetreuung ein gewisses Misstrauen des Schulbereich gegenüber den freien Trägern feststellen lässt, so gilt dies insbesondere für die Schülerläden, deren Struktur nicht zur Großinstitution Schule passt.


Roland Kern, DaKS

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