Ungewisse Zukunft für Hortbetreuung

Der nachfolgende Text ist dem EKT-Rundbrief des Dachverbands Berliner Kinder- und Schülerläden (DaKS) vom Juli 2003 entnommen.

Ungewisse Zukunft für Hortbetreuung

Die Perspektive für die Arbeit der Schülerläden ist weiterhin völlig ungewiss.

Wie wir bereits berichtet haben, gibt es im Zuge der Diskussion um die Reform der Grundschulen eine grundsätzliche Infragestellung der außerschulischen Hortbetreuung. Was Senator Böger in verschiedenen Stellungnahmen andeutete, hat sich im Verlauf des Frühjahrs zu folgender Position der Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport verdichtet: Als einen ersten Schritt auf dem Weg zur angestrebten Ganztagsschule will Berlin bis zum Ende der Legislaturperiode (2007) alle Grundschulen zu "Verlässlichen Halbtagsgrundschulen" ausgestalten. D.h. die Grundschüler werden bis 13.30 Uhr in der Schule betreut und kämen erst danach in den Hort. Um dies zu finanzieren, soll der Hortschlüssel weiter abgeschmolzen werden - etwa auf 1:30. Da auch dem Senat aufgefallen ist, dass unter diesen Bedingungen eine vernünftige eigenständige Hortarbeit nicht mehr möglich ist, gibt es Überlegungen, die Hortbetreuung zukünftig ganz in die Obhut der Schulen zu geben.

Prinzipiell wäre auch dann eine Kooperation von Schulen mit freien Trägern möglich, um die Hortbetreuung zu gewährleisten. Es gibt allerdings mehrere Hindernisse dafür. Zum einen gibt es im Schulbereich nicht wie in der Jugendhilfe eine lange Tradition der Zusammenarbeit von kommunalen und freien Trägern und deshalb enorme Berührungsängste. Zumal eine vernünftige Zusammenarbeit den Bereich der "Verlässlichen Halbtagsgrundschule" nicht ausklammern dürfte. Zum anderen gibt es noch einen speziellen Berliner Aspekt. Zeitgleich mit der Diskussion um eine Reform der Grundschule will der Senat einen erheblichen Teil seiner Kitas an freie Träger übertragen. Hiergegen laufen v.a. die Beschäftigten in den kommunalen Kitas und die Gewerkschaften Sturm. Vor diesem Hintergrund gibt es beim Senat Überlegungen, den wechselunwilligen ErzieherInnen eine Beschäftigung im Schulhortbereich anzubieten.

Dieser Interessenmix führt nun zu einer massiven Gefährdung der Existenz von unabhängigen Horten. Ob es unter dem Dach der Schule Rahmenbedingungen für eine sinnvolle Arbeit von selbstverwalteten Schülerläden geben wird, ist fraglich. Andererseits werden wir uns wohl oder übel auf die Tendenz zur wie auch immer gestalteten Ganztagsschule einlassen müssen, denn diese ist quer durch die politischen Parteien Konsens und ja auch nicht auf Berlin beschränkt.

Leider stochert man derzeit noch sehr im Nebel, was denn nun konkrete Entwicklungen angeht. Im neuen Schulgesetzentwurf ist die Verlässliche Halbtagsgrundschule festgeschrieben und die Kooperation mit freien Trägern eher auf die Zeit danach beschränkt. Ein vom Abgeordnetenhaus bei der Senatsbildungsverwaltung eingeforderter Bericht zur Zukunft der Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern ist seit mehreren Monaten überfällig und soll nun im Sommer veröffentlicht werden. Vorher halten sich auch die Politiker gerade der beiden Regierungsparteien sehr bedeckt.

Andererseits merkt der Senat gerade, dass er sich mit der vollständigen Übernahme der Hortbetreuung in seine Fittiche wohl ein wenig übernimmt und es gibt vorsichtige Anzeichen dafür, dass er die freien Träger nun doch stärker mit in Boot holen will.

Wie auch immer - die Aussichten sind derzeit leider eher trübe und auch im nächsten Rundbrief wird wohl wieder ein langer Hortartikel stehen.

In diesem Zusammenhang schon mal ein Hinweis auf eine Veranstaltung am 16. September. Unter dem Titel "Wohin mit den Hortkindern" veranstaltet das "Berliner Bündnis für Kinder" eine Podiumsdiskussion mit Staatssekretär Härtel.

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