Eigeninitiative unerwünscht ?!

Eigeninitiative unerwünscht

Eigeninitiative unerwünscht ?!? 150 Berliner Schülerläden vor dem Aus

Schülerläden sind wichtiger Bestandteil der Berliner Hortlandschaft
Nach neuesten Erhebungen werden 4.300 Schulkinder in Berlin in etwa 150 von Eltern und ErzieherInnen selbstverwalteten Schülerläden sowie in altersgemischten Kinderläden betreut. Das sind mehr als ein Drittel der Hortplätze freier Träger und 12% aller Hortplätze in Berliner Kitas.
In den durchschnittlich 20 Kinder betreuenden Schülerläden kann besonders gut auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder eingegangen werden. Die Struktur der von kleinen Vereinen getragenen Schülerläden erfordert und gewährleistet eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten und ein hohes ehrenamtliches Engagement.
Diese pädagogisch sinnvolle und für das Land Berlin zudem kostengünstige Hortbetreuung will sich der rot-rote Senat jetzt offenbar "sparen". Die vom Senat beschlossene Absenkung des Personalschlüssels in den Schülerläden ab 2003 bedeutet eine Reduktion der ErzieherInnenstellen um ca. 30%.

Kurzsichtige Kürzung führt zur Schließung vieler Schülerläden
Ein durchschnittlicher Schülerladen mit 20 Kindern kann dann nicht mal eine volle ErzieherInnenstelle finanzieren - allein aus aufsichtsrechtlichen Gründen wäre der Betrieb eines solchen Hortes nicht möglich. Sehr viel größer können die Schülerläden aufgrund ihrer räumlichen Verhältnisse und mit ihrer ehrenamtlichen Struktur aber nicht werden.
Schon jetzt haben viele kleine Schülerläden Schwierigkeiten, ihr Angebot aufrechtzuerhalten. 1999 wurde die Finanzierung der Schülerläden durch die Umstellung auf die Leistungsfinanzierung um ca. 15% gekürzt. Diese Kürzung haben die meisten Schülerläden nur durch nochmals verstärktes ehrenamtliches Engagement auffangen können. Die Verschlechterung des Personalschlüssels würde jedoch zur Schließung vieler Läden führen.

4.000 Hortplätze müßten kostenintensiv vom Land neu geschaffen werden
Die von den Schülerläden angebotenen Hortplätze fallen dann weg bzw. müssen von der Stadt mit erheblichem finanziellen Mehraufwand neu geschaffen werden. Gespart wird da nichts, weil nicht nur der Aufbau, sondern auch der Betrieb von Hortplätzen durch die Stadt wesentlich teurer ist.
Gerade in den mit Hortplätzen unterversorgten Westbezirken, in denen die Schülerläden bis zu 35% der Kitahortplätze anbieten, wird das zu verstärkten Engpässen führen. Der im gesamten Kita-Bereich postulierte Ausbau der Trägervielfalt wird im Hortbereich dann rückgängig gemacht. Die Schülerläden, die sich jetzt im Ostteil gerade neu gründen und vom Senat gefördert werden, werden dann die Lebensdauer einer Eintagsfliege erreichen.
Die vorliegenden Berechnungen des Senats für die Kosten der städtischen Kitas belegen, daß das Land Berlin offenbar nicht in der Lage ist, seine Kitas mit einem angemessenen Verwaltungsaufwand zu betreiben. Das Betreiben der Kitas zu den Bedingungen der Freien Träger würden dem Land Berlin eine jährliche Ersparnis von ca. 140 Mio. € erbringen. Die jetzt formulierten Sparvorhaben des Senats setzen jedoch nicht etwa bei der überdimensionierten Verwaltung, sondern wieder einmal nur bei der Arbeit mit den Kindern an.

WIR FORDERN DESHALB
keine Absenkung des Personalschlüssels in Schülerläden und Kitahorten
Sparbemühungen müssen bei den unangemessenen Verwaltungsausgaben ansetzen, nicht beim pädagogischen Personal
verstärkte Förderung von selbstverwalteten, kostengünstigen Betreuungseinrichtungen

Berlin, den 29. Mai 2002

Norbert Bender, Roland Kern, DaKS e.V., Mitgliedervertretung

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